Liebeskummer und Krisen in Beziehungen emotional bewältigen
Thomas Lojek, Autor von Das geheime Muster der Liebe, Gebrauchsanleitung Mann, Einen Mann emotional dauerhaft binden und Wahre Liebe statt Geliebte sein, über Liebeskummer und die emotionalen Prüfungen, die Beziehungen durchlaufen müssen, um am Ende mehr Stärke und Beständigkeit zu erlangen. Und wie man persönlich sinnvoller mit diesen Krisen und Gefühlen in schweren Zeiten umgehen kann.
Wesentliche Inhalte in diesem Interview
- Warum man Krisen und schwierige Gefühle in Beziehungen erlebt.
- Was es bedeutet sich über Krisen und Schwierigkeiten die Hand zu reichen.
- Die Kunst Wachstum von Drama zu unterscheiden.
- Welches Gefühl man in Beziehungskrisen nie aus den Augen verlieren darf.
- Die Fähigkeit zu bewältigen statt zu beurteilen in Beziehungen.
- Hilft es alles positiv zu sehen – auch die Krisen einer Beziehung?
- Wie erlangt man mehr Geduld und Nachsicht – mit sich selbst und dem Partner?
Liebeskummer – Beziehungen in der Krise, Gefühle im Chaos
Frage: Gibt es Möglichkeiten Liebeskummer zu umgehen? Die damit verbundenen Gefühle abzustellen oder zu vermeiden? Wie geht man mit dem Schmerz und dem Kummer um, den Liebe und Beziehungen erzeugen können?

Liebeskummer bewältigen
Thomas Lojek: Der Kummer einer zerbrochenen Beziehung oder einer Beziehung, die eine schwere Krise durchlebt, ist eine Mischung aus Schmerz und Verzweiflung, die einen Menschen auf allen Ebenen angreift.
Es ist leider unser Dielamma als menschliche Wesen, dass Beziehungen das Wichtigste in unserem Leben sind, aber eben auch der Teil, den wir nie kontrollieren noch jemals vollständig beherrschbar machen können.
Zwar gibt es Skills, Verhaltensmuster und Geschick, um Liebe und Beziehungen gesünder, stabiler und lebenswerter zu machen, aber es gibt trotzdem immer Ungewissheit und schmerzliche Fragezeichen in jeder Form der Liebe.
So sehr es auch schmerzt, so sehr uns das uns an die Grenzen unserer emotionalen und persönlichen Belastung bringen kann – es ist Teil und Notwendigkeit der Liebe. Nicht um zu leiden, aber um Richtung im Leben, Bewusstsein für sich selbst und für seine eigenen inneren Bedürfnisse und für die Kooperation mit anderen Menschen zu erlangen.
Weisheit und Geschick in der Liebe liegen nicht auf der Straße, noch regnen sie vom Himmel. Wir werden auch nicht damit geboren. Es ist unsere Aufgabe im Leben diese Formen von Erfahrung und Weisheit zu sammeln – und das nicht selten über Abwege mit Dornen und Abgründe.
Das Glück der Liebe bekommt man nicht geschenkt – die wahre Liebe zeigt sich, wenn sich zwei Menschen einig über Disput und Abgrund werden und sich darüber die Hände mit einem Lächeln reichen, auch wenn beide vorher noch schwankend vor den Fall gestanden haben. Es ist die Vereinigung von Gegensätzen: Auffangen, verzeihen, unterstützen.
Die Essenz der Menschlichkeit in uns muss leider über die Liebe sehr oft durch Prüfungen gehen, ansonsten stehen hinter unseren Beziehungen nur leere Worte ohne echten Wert. Aber Wert hat einen Preis – und den müssen wir Menschen über die Krisen, Irrtümer, Korrekturen und zu einem Teil auch immer über die Irritation und den Schmerz der Liebe zahlen.
- Liebe und Beziehungen sind immer mit einem Teil an emotionalen Risiken und Ungewissheit verbunden.
- Liebe zeigt sich über die Versöhnung von Unterschiedlichkeiten: Auffangen, verzeihen, unterstützen – trotz Gegensätzlichkeit.
- Liebesbeziehungen ohne Prüfungen und Krisen sind nur Worte und Hüllen ohne echten Wert.
Ist es Liebe oder Drama? Und wie erkenne ich den Unterschied?
Frage: Steht das nicht im Widerspruch mit deinen Büchern und mit deiner Arbeit, in der du immer wieder betonst, dass es innerhalb der Liebe niemals um Drama gehen kann – dass Drama und Schmerz eben nicht Liebe, sondern das genaue Gegenteil davon sind.

Gefühl von Sinn und Richtung
Thomas Lojek: Diese beiden Aspekte passen sehr wohl zusammen und sind in sich kein Widerspruch. Man muss nur genauer hinschauen: Es existiert ein entscheidender Unterschied zwischen Drama und notwendigen aber unbequemen Entwicklungen in Beziehungen.
Die Kunst liegt darin, unterscheiden zu können: „Bin ich verliebt in ein aussichtsloses Leiden, nur um mir etwas beweisen zu müssen oder weil ich eine bestimmte Vorstellung nicht loslassen kann? Oder sind Schmerz und Irritation im Kern eine Nebenwirkung von Wachstum, durch die ich jetzt hindurch muss, um später in sinnvollen Veränderungen anzukommen?“
Es ist nie ganz einfach diese Unterschiede zu erkennen. Am Ende entscheidend ist das Gefühl, dass es um Potential geht und nicht um Beweise – um Beweise, dass man geliebt wird, dass man liebenswert ist oder dass man der Einsamkeit des Lebens entgehen muss, indem man einen anderen Menschen an sich bindet. Diese Aspekte sind die Einflusszonen des Dramas. Aber Drama ist in sich leer und hat niemals dieses sanfte dafür beständige Gefühl von Wachstum und Richtung.
Vom Gefühl her können Krisen und Entwicklungen in gesunden Beziehungen ebenso anstrengend ausfallen wie das Drama einer aussichtlosen Beziehung– aber sie haben trotzdem immer einen beständigen Unterton von Fortschritt und Sinn, selbst wenn man diesen in den aufreibenden Momenten einer echten Krise nicht unmittelbar vor Augen hat. Es geht um dieses Gefühl von Richtung und Sinn, das unterhalb der empfundenen Krise liegen muss und nicht um ein Gefühl von richtungsloser Verzweiflung, über die man alles Mögliche – und vor allem meistens das Falsche – tut, nur um die eigenen Ängste irgendwie in den Griff zu bekommen.
- Wichtig ist die Fähigkeit unterscheiden zu können: Drama oder Wachstum?
- Im Wachstum von Beziehungen geht es um Potential – nicht um Beweise.
- Krisen in gesunden Beziehungen haben einen Unterton von Fortschritt und Sinn.
- Drama hat nur ein Gefühl von Richtungslosigkeit, Angst und Kontrolle.
Kann positives Denken Beziehungen und Gefühle heilen?
Frage: Aber wie geht man denn genau damit um? Mit den eigenen Ängsten, mit Eindrücken von Verwirrung, Schmerz und Kummer in der Liebe? Hilft es vielleicht alles positiv zu sehen und als positiv behandeln, egal, was passiert und egal, wie schmerzlich eine Trennung oder die Krise einer Beziehung persönlich erlebt werden?

Sich die Hand reichen
Thomas Lojek: Ich persönlich bin nicht so der Fan davon alles immer nur positiv zu sehen, auch wenn das als moderne Gedankenschule sehr populär ist. Ich finde, man sollte viel mehr lernen möglichst ehrlich und vollständig zu sehen, was in einem Leben oder in einer Beziehung vor sich geht.
Nur positiv gibt es nicht. Das Leben und die Liebe setzen sich aus Widersprüchen zusammen, die kooperieren müssen. Und dazu gehören verschiedene Aspekte, Vor- und Nachteile ebenso wie Abgründe und Zweifel. Das macht am Ende den Menschen aus und nicht die Phantasterei, dass alles immer nur gut, schön und positiv ist oder sein sollte.
Sehr oft geht es im Leben darum erkennen zu können, dass die Dinge sind wie sie sind. Und dass man ihnen darüber auch den Raum und die Möglichkeit geben kann, so zu sein, wie sie sind. Dann bekämpft man weniger seine eigenen Wunschträume im Gegenüber, sondern bewegt sich darüber viel mehr in Kooperation, Wahrheit und Vollständigkeit.
Sich eine Beziehung, Situation oder einen Partner positiv schön zu reden, kann genauso schaden, wie immer alles negativ zu sehen. Zuviel „positiv“ ist dann Teil des Schmerzes, weil man dadurch Erwartungen und Hoffnungen formt, die später in der Realität keinen Bestand haben. Davor muss man sich hüten – vor allem in Fragen der Liebe.
Ich finde, man sollte alles möglichst unbefangen mit beiden Augen betrachten, um ein vollständiges Bild von dem bekommen, was man gerade erlebt. Ein bisschen wie der berühmte „Weg der Mitte!“ – wenn man alles entweder nur positiv oder nur negativ sieht, dann strauchelt man zu oft und meistens auch zu sehr, man neigt zu Extremen oder hat schädliche Überreaktionen in beide Richtungen in seinem Beziehungsverhalten. Man kann auch positiv gestimmt in einen Abgrund rennen.
- Man sollte lernen zu akzeptieren, dass manche Dinge oder Phasen in der Liebe auch einfach mal weh tun.
- Aspekte von Beziehungen nur positiv oder nur negativ zu sehen, produziert oft schädliche Überreaktionen in beide Richtungen.
- Es ist wichtig zu lernen, die Dinge so zu sehen, wie sie sind – sie nicht umzudeuten oder einseitig zu dramatisieren.
Bewältigen statt bewerten – ein Balanceakt der Liebe!
Frage: Und wie geht man am besten damit um? Wie bleibt man in einer Form der Mitte, um Schmerz und Kummer in Beziehungen oder nach Beziehungen zu überwinden?
Thomas Lojek: Liebe vereint Gegensätze – das heißt aus meiner Sicht auch: Sie vereint ebenso negativ und positiv in einem Leben. Und genauso sollte man sie meiner Erfahrung nach auch behandeln. In ihr fällt alles zusammen: Unsere guten Seiten, unsere schlechten Seiten, schöne Erfahrungen und schmerzliche Erfahrung.
Oft hilft es, sich zu sagen: „Ich entscheide mich jetzt innerlich erst mal nicht dafür, ob das gut oder schlecht, positiv oder negativ ist. Ich stehe das jetzt einfach mal durch und schaue, wo mich das hinführt. Am Ende kann ich mich immer noch entscheiden, ob ich das will oder nicht will“. Im Grunde geht es um etwas Geduld mit sich selbst.
Manchmal muss man einfach durch etwas durch, egal, ob positiv oder negativ. Vieles in der Liebe dreht sich eher darum zu bewältigen, statt zu beurteilen und zu bewerten. Auf diese Weise lebt und durchlebt man – und eben vollständig und ohne das eindringliche Dilemma der Wahl.
Diese Einstellung finde ich persönlich gesünder und beständiger als ständig diese Wahl von positiv und negativ im Kopf haben zu müssen. Manchmal muss man ordnen und entscheiden. Aber manchmal muss man auch einfach ohne Wertung Dinge bewältigen und durchstehen.
Egal, ob ich die Arbeit mit meinen Beratungskunden oder eigene ganz persönliche Erfahrungen heranziehe: Eine innere Geduld und etwas Raum und Zeit, um mehr Klarsicht zu erlangen, schlägt langfristig jede kurzfristige Einteilung in gut oder schlecht.
Das impliziert nicht Leiden, noch Drama, noch die Rechtfertigungen, für etwas leiden zu wollen, für das es sich nicht lohnt zu leiden. Das impliziert, dass man in gesunden Beziehungen geduldiger ist und in ungesunden Beziehungen mehr Abstand hat, um wahrzunehmen, was wirklich vor sich geht.
Man muss damit leben, dass Liebe und Beziehungen sowohl die positiven als auch negativen Aspekte einer Person und des Lebens insgesamt offenlegen.
- Manchmal muss man in Liebesbeziehungen einfach durch etwas hindurch – egal, ob positiv oder negativ.
- Beziehungen drehen sich mehr um die Fähigkeit zu bewältigen statt um den Drang zur Beurteilung.
- Bewältigen bedeutet nicht Leid durch Drama, sondern Fortschritt durch Wachstum.
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“Im Gespräch mit Thomas Lojek…” - Hier geht es zu der Interview-Serie von Thomas Lojek mit bekannten Persönlichkeiten und besonderen Künstlern.
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