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Männer und Distanz in Beziehungen und Liebe

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Männer und Distanz in Beziehungen und Liebe

Thomas Lojek, Autor von Gebrauchsanleitung Mann, Wahre Liebe statt Geliebte sein und  Das geheime Muster der Liebe, über den Wechsel von Nähe und Distanz in Beziehungen.

Die wichtigsten Inhalte in diesem Interview

  • Männer und Distanz in Beziehungen und Liebe
  • Wie Männer Distanz in Beziehungen erleben und handhaben
  • Unterschiede zwischen männlicher und weiblicher Distanz in Beziehungen
  • Konflikte aus Missverständnissen durch unterschiedliche Wahrnehmung von Distanz
  • Umgang mit dem Wechsel aus Nähe und Distanz in Beziehungen

Homepage von Thomas Lojek • Bücher von Thomas Lojek

Distanz in Beziehungen – Ein männliches Phänomen der Liebe?

Frage: Warum distanzieren sich Männer viel häufiger in Beziehungen? Ist das Verlangen nach Distanz in Beziehungen ein typisch männliches Phänomen?

Nähe und Distanz in der Liebe

Nähe und Distanz in der Liebe

Thomas Lojek: Ich würde nicht sagen, dass Distanz ein rein männliches Phänomen innerhalb von Beziehungen ist. Ich sehe eigentlich eher, dass sowohl Mann als auch Frau jeweils Phasen von Distanz in Beziehungen herstellen – allerdings aus sehr unterschiedlichen Beweggründen.

Männer handhaben und leben Distanz anders und aus anderen Motiven. Das stößt in der Welt der Frauen oft auf Unverständnis – weil Frauen eben Distanz ganz anders deuten und erleben. Aus der weiblichen Deutungshoheit mag es dann so aussehen als wäre Distanz in Beziehungen ein rein männliches Phänomen.

Das ist es so in dieser Form nicht – sie ist eine andere Form das Leben zu gestalten und zu bewältigen. Frauen und Männer organisieren und leben Distanz in Beziehungen aus sehr unterschiedlichen Perspektiven und Empfindungswelten heraus.

  • Distanz in Beziehungen ist kein rein männliches Phänomen.
  • Männer und Frauen stellen Distanz in Beziehungen aus anderen Motiven her.
  • Entsprechend sind die Perspektiven auf Distanz in Beziehungen unterschiedlich.

Männer und Frauen distanzieren sich aus unterschiedlichen Motiven

Frage: Was bedeutet das genau? In welcher Form leben Männer und Frauen Distanz in Beziehungen anders?

Thomas Lojek: Männer haben von sich aus einen ganz natürlichen Distanz-Verlauf in ihren Beziehungen. Männer definieren sich innerlich weniger über ihre Beziehungen und über die Nähe zu anderen Menschen – sondern eher darüber, was sie in der äußeren Welt entdecken und erreichen können. Deswegen sind Männer etwas mehr die Wanderer und Abenteurer im Leben.

Frauen distanzieren sich in Beziehungen dagegen aus anderen Motiven – sie stellen Distanz eher aus Gründen her, die mit ihrer jeweiligen Beziehung und deren Qualität zu tun haben. Die Distanz der Frau hat viel häufiger konkrete Gründe als die Distanz des Mannes – und diese Gründe beziehen sich dann in der Regel auf die bestehende Bindung und deren Bedeutung.

  • Männer haben einen natürlichen Distanz-Verlauf in Beziehungen.
  • Männer sind durch ihr Distanz-Verständnis eher die Wanderer und Abenteuer im Leben.
  • Die Distanz von Frauen bezieht sich dagegen ehr auf  Gründe innerhalb der Beziehung.

Warum Männer Distanz in Beziehungen herstellen

Frage: Was genau ist damit gemeint, dass Männer einen „natürlichen Distanz-Verlauf“ in Beziehungen haben?

Gleichgewichte in der Liebe

Gleichgewichte in der Liebe

Thomas Lojek: Die Distanz des Mannes in Beziehungen verläuft eher wie ein natürlicher Rhythmus und hat dann meistens viel weniger mit der Beziehung zu tun als Frauen das auf ihre Weise interpretieren.

Männer gehen nach einer gewissen Zeit der Nähe einfach gerne etwas auf Wanderschaft, wollen durch die Welt streunen, Abstand herstellen und neue Eindrücke sammeln, die nichts mit der unmittelbaren Nähe zu einer bestimmten Frau zu tun haben. Das ist praktisch im Mann eingebaut.

Wenn das nicht so wäre, würde in der Welt nichts passieren. Die Männer würden nur noch heimelig und gemütlich daheim bei ihren Frauen sitzen, um die gemütliche Ruhe, Wärme und Nähe, die von Frauen ausgehen kann, zu genießen. Das geht natürlich nicht. Ohne den inneren Rhythmus der Männer sich von den Frauen zu lösen und die Welt entdecken zu wollen, hätten wir eine gemütliche dafür aber völlig regungslose Welt, in der nie etwas passieren würde.

Aus diesem Grund haben Männer einen inneren und ganz natürlichen Drang Abstand und Beschäftigung außerhalb ihrer Liebesbeziehungen zu suchen. Der Rhythmus der Männer in Nähe und Distanz erfüllt eine sinnvolle Aufgabe im Gefüge zwischen Mann und Frau.

  • Das Distanz-Verhalten der Männer ist praktisch natürlich „eingebaut“.
  • Männer müssen sich darüber von ihren Frauen lösen, um Raum und Dynamik möglich zu machen.
  • Ohne das Distanz-Verhalten der Männer hätten wir eine regungslose Welt, in der nichts passiert.

Die Suche nach Gleichgewicht im Wechsel von Nähe und Distanz

Frage: Trotzdem erzeugen die Phasen von Distanz in Beziehungen Reibereien und negative Gefühle. Warum ist das so?

Thomas Lojek: Aus der gerade beschriebenen Unterschiedlichkeit heraus entstehen vielen Missverständnisse zwischen Mann und Frau.

Eine Frau empfindet aus ihrer Weltsicht heraus die Distanz des Mannes sehr oft als eine persönliche Aussage über ihre Bindung zu ihm – und vor allem über die Qualität ihrer Beziehung. Dabei ist ein Mann sehr oft einfach nur auf „Wanderschaft“!

Männer bewegen sich aus Nähe heraus – das ist Teil ihres grundsätzlichen Naturells. „Mann sein“ impliziert auch die Notwendigkeit sich abgrenzen und definieren zu wollen, in die Welt zu gehen und Dinge in Bewegung zu setzen. In diesem Zusammenhang müssen Männer anders als Frauen sein und andere Rhythmen von Nähe und Distanz haben. Ansonsten existiert auf Dauer kein Gleichgewicht zwischen Männern und Frauen.

Im Prinzip ist das alles kein großes Problem. Wir haben eigentlich ein inneres Verständnis für diese Abläufe. Die Probleme durch den Wechsel von Nähe und Distanz entstehen, weil in unserem Denken eine innere und persönliche Umdeutung dieser eigentlich neutralen Tendenzen zwischen Männern und Frauen einsetzt.

Der Vorgang, dass sich Nähe und Distanz in Beziehungen einstellen, ist an sich natürlich und förderlich – erst die persönliche Interpretation aus der eigenen Empfindungswelt oder inneren Überzeugungen heraus, strickt dann das Problem, was wir rund um Nähe und Distanz in Beziehungen erleben. Sobald wir interpretieren statt zuzulassen, geht der Ärger los.

  • Männer bewegen sich ganz natürlich aus Nähe heraus – das ist ihr Naturell.
  • Frauen empfinden diesen Vorgang dagegen oft als Aussage über die Beziehung.
  • Der Wechsel von Nähe und Distanz an sich ist kein Problem.
  • Die Umdeutung des Vorganges aus der jeweiligen Empfindungs-Perspektive von Mann und Frau schafft die mit diesem Phänomen verbundenen Konflikte.

Warum Mann und Frau Nähe und Distanz unterschiedlich erleben

Frage: Kannst du ein konkretes Beispiel nennen, wie dieser Vorgang der Probleme durch Umdeutung und persönliche Interpretation zustande kommt?

Gefühle zulassen

Gefühle zulassen

Thomas Lojek: Nehmen wir einmal die Zusammenhänge auf, über die wir gesprochen haben: Für einen Mann ist seine eigene Distanz in einer Beziehung eine Art ganz natürlicher Rhythmus. Sein Distanz-Verhalten stellt sich einfach nach einer Zeit der Nähe ein, ohne dass es für ihn selbst eine größere Bedeutung haben muss.

Eine Frau erlebt diesen Vorgang allerdings dann über ihr persönliches Beziehungsempfinden. Die Tendenz der Frau liegt nun mal darin, dass sie Beziehungen pflegt, erhält und fördert.

Entsprechend läuft bei ihr das „Sich-Entziehen“ der Männer in eine Verständnislücke ihrer Welt und erzeugt ablehnendes Unverständnis, weil Frauen Beziehungen über Nähe pflegen und nicht über den Umweg von Abgrenzung und Abstand, so wie Männer das regelmäßig brauchen.

Für eine Frau wird darüber die Distanz des Mannes zu einem persönlichen Affront gegen ihr Weltverständnis und damit auch zu einer angeblichen Aussage über die Art und Qualität ihrer Beziehung. Das muss es aber nicht sein. Und tatsächlich ist das eher selten der Fall. In den meisten Fällen ist es einfach der natürliche Ablauf von Distanz im männlichen Verhalten, um etwas Abgrenzung zwischen sich und die Frauen zu bringen, damit Raum und Dynamik für einer beständige, gesunde Beziehung überhaupt dauerhaft stattfinden können

Umgekehrt versteht der Mann nur selten die implizierte Aussage einer Frau, wenn sie plötzlich Distanz in der Beziehung auf ihre weibliche Art und Weise herstellt – als ein Signal über den Zustand ihrer Beziehung. Für einen Mann „spinnt“ die Frau dann einfach etwas und er lässt sie halt alleine damit oder einfach „ziehen“, so wie man es ein Mann seinem eigenen Verständnis nach auch für sich selbst tun würde. Das erzeugt in der Frau dann natürlich genau das Gegenteil: Sie fühlt sich dadurch ungeliebt und zusätzlichen Zweifeln über die Qualität ihrer Bindung zu diesem Mann ausgesetzt. Der Streit ist an dieser Stelle praktisch vorprogrammiert.

Sowohl Mann als auch Frau agieren auf diesem Gebiet also aus einem jeweils völlig widersprüchlichen Verständnis heraus. Und weil das Verständnis darüber so unterschiedlich ist, kracht es dann regelmäßig in der Liebe, sobald sich der Eindruck von Distanz einstellt.

  • Frauen empfinden den Wechsel von Nähe und Distanz über ihr Beziehungsempfinden.
  • Für Männer ist Distanz dagegen oft einfach nur ein natürlicher Ablauf ohne größere Bedeutung.
  • Umgekehrt verstehen Männer nur selten, dass eine Frau ihnen durch Distanz etwas über den Zustand ihrer Beziehung sagen möchte.

Die unterschiedlichen Empfindungswelten von Mann und Frau

Frage: Ist Streit also unvermeidbar mit dem Phänomen Nähe und Distanz verbunden?

Thomas Lojek: Phänomen „Distanz in Beziehungen“ an sich eigentlich gar nicht so sehr konfliktbeladen, wie es sich durch diese gegenseitige Umdeutung aus unterschiedlichen Weltverständnissen von Mann und Frau in Beziehungen äußert. Das Problem ist nicht der Wechsel von Nähe und Distanz in der Liebe an sich – das ist ein ganz natürlicher und notwendiger Prozess, der im Grunde hilft Beziehungen langfristig intakt und lebendig zu halten.

Das große Problem für Mann und Frau auf diesem Gebiet ist vielmehr die völlig unterschiedliche Deutung aus jeweils unterschiedlichen Empfindungswelten heraus. Jede Seite deutet Distanz auf ihre Weise und geht dann davon aus im Rahmen dieser Eigenwahrnehmung in dem Fall „das Richtig“ zu tun – erreicht aber im Gegenüber dadurch das genaue Gegenteil. Aus diesem Grund ist Distanz in Beziehungen ein so heikles Thema, das viel an Wunden und Verwirrung stiftet.

  • Der Wechsel von Nähe und Distanz an sich ist nicht so konfliktbeladen, wie er sich in vielen Beziehungen äußert.
  • Die unterschiedliche Deutung des Vorgangs zwischen Mann und Frau erzeugt die Probleme.
  • Jede Seite ist dann überzeugt, im Falle von Umgang mit Distanz das Richtige zu tun – erzeugt oder erlebt aber dann das Gegenteil davon.

Weibliche Distanz und die Qualität von Beziehungen

Frage: Warum distanzieren sich Frauen denn so anders in Beziehungen als Männer? Haben Frauen nicht auch ein ganz natürliches Bedürfnis nach etwas Abstand und Zeit für sich? Muss das immer mit „Beziehungsfragen“ unterlegt sein?

Natürliche Rhythmen von Nähe

Natürliche Rhythmen von Nähe

Thomas Lojek: Nein, natürlich nicht. Wir reden hier immer über graduelle Tendenzen in der Unterschiedlichkeit von Mann und Frau. Das erzeugt Unschärfen.

Trotzdem ist es sinnvoll einen Blick darauf zu werden, dass diese grundsätzlichen Tendenzen auf jeder Seite existieren – das hilft viele Situationen in Liebe und Beziehungen zu bewältigen und zu verstehen, ohne sie zu sehr persönlich nehmen zu müssen.

Wie bereits erwähnt: Das eigentliche Problem ist häufig die persönlichen Umdeutungen neutraler Prozesse zwischen Mann und Frau – und nicht so sehr die Existenz dieser Prozesse an sich.

Darum ist es sinnvoll zu verstehen, warum die Unterschiede auf jeder Seite ihre Berechtigung haben. Frauen sind nun mal insgesamt viel mehr Beziehungswesen als wir Männer. Sie handhaben und pflegen Beziehungen viel umfassender und bedeutungsvoller als ein Mann.

Aus diesem Grund ist auch das Herstellen von Distanz durch eine Frau viel deutlicher verwoben mit dem Wesen von Beziehungen – als eine Form von „sich auf etwas beziehen“! Frauen beziehen in dem, was sie empfinden und tun, viel mehr und wesentlich deutlicher auf die Existenz ihrer bestehenden Beziehungen und Bindungen. Das gilt dann eben auch für die Herstellung von Distanz in Beziehungen.

Darum ist es sinnvoll zu wissen: Wenn Frauen sich in Beziehungen distanzieren, dann findet man viel häufiger eine wesentliche Aussage dahinter, einen konkreten Grund. Entweder mangelt es einer Frau dann an wesentlichen Emotionen in der Beziehung – es fehlt ihr an Reiz, an gefühlten reizvollen Qualitäten, die sie anfällig und begeistert für einen Mann machen kann. Oder es fehlt ihr an Vertrauen. An Vertrauen in die Bedeutung und Besonderheit der Bindung.

  • Frauen sind wesentlich mehr und wesentlich deutlicher Beziehungswesen als Männer.
  • Die weibliche Seite kommuniziert deswegen über das Mittel Distanz auch immer mehr über den gefühlten Zustand von Beziehungen.
  • Weibliche Distanz in Beziehungen bedeutet: Es fehlt an Reiz. Oder es fehlt an Vertrauen.

Warum Männer weibliche Distanz kaum oder nur schwer verstehen

Frage: Und das natürliche Bedürfnis einer Frau nach Abgrenzung und Raum für sich selbst?

Thomas Lojek: Natürlich gibt es abgesehen von der gerade beschriebenen Tendenz auch bei Frauen einen regelmäßiges Bedürfnis Distanz herstellen zu wollen. Es ist ja nicht so, dass Frauen nicht auch mal genug von ihren Männern haben oder froh sind auch einfach mal Zeit und Raum für sich zu haben.

Trotzdem: Das Phänomen, über das wir hier übergeordnet reden – die gefühlte Distanz, die dann eben auch beim Partner als eine bestimmte Emotion ankommt – das ist bei Frauen viel häufiger und dann auch viel deutlicher unterlegt mit Aussagen und Empfindungen zur bestehenden Verbindung mit einem Mann.

Eine Frau lässt den Mann über die Distanz etwas fühlen – wartet dadurch auf eine Kurskorrektur, auf eine Klärung von Bedürfnissen und Empfindungen, die nicht im Einklang mit ihrer eigenen Sicht auf diese Bindung stehen. Distanz einer Frau ist oft die Aussage: „Komm her und hol mich und lass und das klären!“ – Nicht immer, aber eben sehr oft.

Die Art der Männer Distanz zu fühlen und in Beziehungen herzustellen hat aus dieser Unterschiedlichkeit heraus eben viel weniger Aussagewert über eine Beziehung als die Distanz der Frauen. Für einen Mann ist Distanz viel häufiger ein ganz natürlicher Rhythmus: Man hat einige Zeit Liebe, Wärme und Nähe durch die Frau gehabt. Und dann geht man eben raus und kümmert sich um andere Dinge. Das sagt für einen Mann noch lange nichts über die Bindung oder die Bindungsqualität der Frau aus.

Für Frauen ist das in dem Fall ganz anders. Wenn sie Distanz herstellen und das mit dem Verlangen unterlegt ist, die Beziehung zu pflegen oder zu verändern – dann sehen sie sich häufig in dem Dilemma, dass genau das nicht passiert. Der Mann deutet diesen Zustand ganz anders und misst ihm eben aus seinem eigenen Weltverständnis erst mal nicht so viel Bedeutung zu. Die Frau sitzt dann innerlich auf nagenden Emotionen und denkt sich: „Wann rafft dieser Idiot es endlich?!“ während der Mann nur den Eindruck hat: „Na ja, sie ist halt gerade etwas komisch… das legt sich schon…  irgendwie, irgendwann…“

Und umgekehrt läuft es dann durch diese Unterschiedlichkeiten so, dass eine Frau im Falle von gefühlter Distanz hergestellt durch den Mann denkt: „Was hat er bloß?! Habe ich etwas falsch gemacht? Ist etwas nicht in Ordnung zwischen uns? Wir sollten reden und zusammen sein, um das zu klären und er verschließt sich mir gegenüber so…?! Warum?!“ – Dabei gibt es in dieser Art von männlicher Distanz von Beziehungen gar kein „Warum?!“ – ein Mann bewegt sich in dieser Zeit einfach auf seiner Seite des Lebens und braucht eine natürliche Pause von den weiblichen Aspekten des Lebens. Das ist für einen Mann ganz normal und natürlich!

  • Männliche Distanz in Beziehungen hat insgesamt viel weniger Aussagewert.
  • Wenn ein Mann in Beziehungen Distanz herstellt, sagt das für ihn nicht zwangsläufig etwas über die Bindung oder die Bindungsqualität aus.
  • Für Frauen ist Distanz – egal, ob die eigene oder die erlebte – viel häufiger eine Aussage zur Beziehung und deren Qualität.

Nähe und Distanz in Beziehungen: Geduld mit sich selbst lernen

Thomas Lojek: Wie verhält man sich am besten im Wechsel von Nähe und Distanz? Kann man die Probleme der Umdeutung und der Missverständnisse umgehen? Vielleicht abmildern?

Thomas Lojek: Ich finde man sollte ehrlich sein, was das Thema angeht: Der Wechsel von Nähe und Distanz ist ein schwieriges Feld der Liebe. Vor allem weil es ebenso unterschiedlich von Mann und Frau wahrgenommen wird und für beide Seiten eine jeweils unterschiedliche Bedeutung hat.

Der Vorgang an sich ist wichtig und ein elementarer Teil der Liebe – und die wichtigen Abschnitte einer Beziehung sind immer unterlegt mit etwas Glatteis und man neigt dazu darauf auszurutschen. Aber das ist eben auch immer Teil der inneren Bewährungsproben, die Beziehungen durchlaufen müssen, um vor dem Leben beweisen zu können, dass sie auch über Schwierigkeiten hinweg Bedeutung und Bestand haben werden.

Der erste Schritt ist also etwas Sanftmut und Geduld sich selbst gegenüber: Es ist nahezu unmöglich „perfekt“ auf diesem Gebiet zu sein. Es gibt endlose Unschärfen und Verständnisfallen – tappt man dort hinein, dann sollte man dem inneren Kritiker ein Schnippchen schlagen und sich das einfach mal vergeben.

  • Der Wechsel von Nähe und Distanz ist ein schwieriges Gebiet in Beziehungen.
  • Es ist normal, dass man in diesem Bereich nicht alles richtig machen kann.
  • Daher braucht es etwas Geduld und Sanftmut sich selbst gegenüber.

Frage: Aber wie geht man mit den damit verbundenen Emotionen und Gefühlen um? Plötzlich Distanz in einer Beziehung zu erleben, ist ja auch emotional nicht ganz einfach. Ob man will oder nicht – man reagiert mit Gefühlen auf den erleben Abstand.

Die Beziehung zu sich selbst

Thomas Lojek: Nach dem etwas milderen Umgang mit sich selbst, wenn es um dieses heikle Gebiet in Beziehungen geht, wäre für mich der zweite Schritt:

Dass man die mit diesem Phänomen verbundenen Emotionen nicht zu ernst nehmen sollte. Jedenfalls nicht zu ernsthaft. Das belastet jede Form von Beziehung.

Man kann die Emotionen in diesem Phänomen vielleicht nicht abschalten – aber man kann lernen sie sinnvoll zu betrachten, ohne sich darüber in schädliche Impulse aus Kontrolle und Anschuldigen zu verrennen.

Zwischen Freunden ist der Wechsel von Nähe und Distanz zum Beispiel viel unproblematischer und insgesamt auch wesentlich undramatischer.

Es gibt Freunde, die sieht man wochenlang nicht, vielleicht sogar über Monate oder Jahre nicht – und dann stehen sie vor einem und es ist so als wäre keine einzige Sekunde vergangen.

Und genau das ist das Besondere – das, was die Qualität einer Verbindung wirklich offenlegt:  Verbindung trotz Abstand und Lücken in der gemeinsamen Lebenszeit. Liebespaare tun sich viel schwerer damit – obwohl das für sie eigentlich noch bedeutsamer sein sollte als für Freundschaften.

Die Liebe zwischen Mann und Frau ist auf allen Ebenen viel zu sehr definiert über  Emotionen. Das nimmt den kleineren Abständen und den besänftigenden Momente zwischen den großen Gefühlen die Möglichkeit ihr Werk zu verrichten – nämlich zu verbinden ohne zu fesseln. Darum macht es Sinn die im Wechsel von Nähe und Distanz entstehenden Gefühle einfach mal zuzulassen und sie laufen zu lassen ohne sich dabei gleich zu sehr in impulsive Handlungen, Kontrolle oder Vorwürfe zu verrennen – das ist ein wichtiger Schritt auf diesem Gebiet.

Einfach den beteiligten Gefühlen etwas Raum geben – ohne ihnen zu unterliegen oder gleich reagieren zu müssen. Laufen lassen. Beobachten. In diesen Momenten auch mal etwas bei sich selbst sein und die eigenen Emotionen nicht gleich auf die andere Person übertragen. Wie gesagt: Die Übertragung und Uminterpretation der unterschiedlichen Wahrnehmung ist das Hauptproblem in diesem Fall – nicht das Phänomen selbst.

  • Man sollte die mit Nähe und Distanz verbundenen Emotionen nicht zu ernst nehmen.
  • Ein gutes Vorbild sind Freunde: Dort verläuft Nähe und Distanz viel undramatischer.
  • Man kann die mit Distanz verbundenen Emotionen zulassen und beobachten.
  • Die Emotionen rund um Distanz nicht gleich in impulsive Reaktionen, Anschuldigungen oder kontrollierende Verhaltensweisen umwandeln: Dem Zustand etwas Zeit und Raum geben.

Frage: Gibt es eine Möglichkeit gesund und entspannter mit dem Wechsel von Nähe und Distanz innerhalb von Beziehungen umzugehen?

Thomas Lojek: Der beste Weg den Wechsel von Distanz und Nähe in Beziehungen zu überleben, ist eine gesunde Beziehung zu sich selbst: Die Fähigkeit sich selbst zu fühlen auch ohne die Gegenwart des Anderen. Das Wissen eine Aufgabe und eine Richtung im Leben zu haben. Die Dankbarkeit, dass das Leben ein Weg ist, der Einsichten, Überraschungen und Freude bereithält, zu denen man auch dann Zugang hat, wenn der Andere nicht anwesend ist oder man sich selbst über eine Beziehung definiert.

Die wesentlichen Empfindung von sich selbst füllen am besten die natürlichen Lücken, die jede Beziehung irgendwann durchlaufen muss. Der große Schaden kommt durch die Vorstellung, dass Beziehungen homogen und perfekt sein müssen. Und von der Vorstellung, dass man selbst immer homogen und perfekt sein muss. Weder der eine Aspekt noch der andere Aspekt ist zutreffend. Man ist lebenswert. Und Beziehungen sind erlebenswert. Diese Verbindung sollte man respektieren und achten ohne die Lücken zu fürchten. Wir Menschen müssen damit leben, dass sie existieren. Diese Lücken in jeder Form von Beziehungen sinnvoll zu füllen, ist eine Grundaufgabe des Lebens. Und die erfüllen wir am besten durch eine gesunde Verbindung zu uns selbst.

  • Der beste Umgang mit dem Wechsel von Nähe und Distanz in Beziehungen ist eine gesunde Beziehung zu sich selbst.
  • Die Empfindung von sich selbst füllt ganz natürlich die Lücken in Beziehungen durch den Wechsel von Nähe und Distanz.

Frage: Kommt das Thema Männer und Distanz in Beziehungen oder der Wechsel von Nähe und Distanz allgemein auch in deinen Büchern vor?

Thomas Lojek: Das ist natürlich ganz klar auch ein Thema in meinen Büchern, weil es generell ein entscheidendes Gebiet der Liebe ist, das einen umfassenden Effekt auf Beziehungen und auf das persönliche Glück darin hat.

In “Einen Mann emotional binden” beschreibe ich zum Beispiel sehr ausführlich die Phasen und den Rhythmus im Wechsel von Nähe und Distanz in Beziehungen. Außerdem stelle ich dort zum ersten Mal den “Kreisbogen der Liebe” vor – ein männliches Muster, über das Männer quasi indirekt ihre persönlichen Batterien für Liebe und Beziehungen immer wieder neu aufladen. Der “Kreisbogen der Liebe” sorgt bei Frauen für Irritationen und Zweifel über die Bedeutung und den Bestand der Beziehung – ist aber eigentlich ein Mittel, über das Männer ihre Energie und Bindungsbereitschaft in Beziehungen gestalten.

In Gebrauchsanleitung Mann gibt es mehrere Kapitel, wie Frauen Distanzverhalten von Männern in bestimmten Phasen der Liebe sinnvoll erkennen und für sich nutzen können. Und mein Buch über den inneren Verlauf von Beziehungen: “Das geheime Muster der Liebe” geht sehr ausführlich auf Nähe und Distanz ein – und vor allem welche Rolle deren Wechsel im Aufbau und Erhalt konstruktiver Liebesbeziehungen spielt.

  • Der Kreisbogen der Liebe ist ein männliches Muster aus Nähe und Distanz.
  • Der Kreisbogen versorgt Männer mit Energie für Bindungsbereitschaft in Beziehungen.
  • Frauen können männliche Phasen von Nähe und Distanz durchaus sehr sinnvoll für sich und die Entwicklung einer Beziehung nutzen.
  • Der Wechsel von Nähe und Distanz spielt immer einer Rolle im Aufbau konstruktiver und langfristiger Beziehungen.

Frage: Kannst du abschließend noch mal einen praktischen Tipp geben, wie man besser mit dem Wechsel von Nähe und Distanz umgehen sollte.

Thomas Lojek: Als Frau die Phasen männlicher Distanz nicht gleich überbewerten. Die Jungs einfach mal laufen lassen. Und im Falle eigener Distanz vielleicht auch einfach mal mit dem Mann direkt sprechen, statt immer darauf zu hoffen, dass er schon “irgendwie fühlen” wird, was vor sicht geht. Ansprechen ist immer sinnvoller als anschweigen.

Als Mann seine Phasen von Distanz nicht so abrupt, kühl und rücksichtslos gestalten. Ein Mann braucht seiner Frau sicherlich nicht 24 Stunden am Tag das Händchen halten, aber man sollte ihr auch nicht gleich das Gefühl vermitteln, dass sie nicht mehr stattfindet, nur weil man mal einige Zeit den Weg über etwas mehr Abstand und eigene Interessen beschreiten möchte. Umgekehrt: Im Falle von weiblicher Distanz sich seine Frau einfach mal greifen und fragen, ob alles in Ordnung ist. Wenn ihr Distanzverhalten eine Botschaft ist, wird sie dann darüber schon irgendwie und irgendwann damit herausrücken.

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Zur Homepage von Thomas Lojek

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“Im Gespräch mit Thomas Lojek…” - Hier geht es zu der Interview-Serie von Thomas Lojek mit bekannten Persönlichkeiten und besonderen Künstlern.

Die in diesem Artikel verwendeten Bilder dienen ausschließlich der Illustration. Die auf den Bildern gezeigten Personen sind Fotomodelle. Die gezeigten Personen stimmen nicht zwangsläufig mit den in diesem Artikel beschriebenen Erfahrungen und Meinungen überein.

Copyrights: Foto 1: © Monart Design – Fotolia.com / Foto 2: © berc – Fotolia.com / Foto 3: © vgstudio – Fotolia.com / Foto 4: © Alena Yakusheva – Fotolia.com / Foto 5: © Aliaksei Smalenski – Fotolia.com

Author information

Thomas Lojek
Autor und Berater
Thomas Lojek Lojek lebt und arbeitet als Autor und Berater zum Thema "Emotionale Muster der Liebe" abwechselnd auf Teneriffa, in Valencia oder Barcelona und Madrid. Er betreut eine umfangreiche und sehr aktive Community zu dem Thema und ist Autor der folgenden Bücher: Das geheime Muster der Liebe • Gebrauchsanleitung Mann • Einen Mann emotional dauerhaft binden • Einen Mann abwerben • Wahre Liebe statt Geliebte sein • Zudem hat er die Interview-Serie "Im Gespräch mit Thomas Lojek..." ins Leben gerufen, in der er sich mit bekannten Persönlichkeiten und ausgewählten Künstlern über Liebe, Beziehungen und Unterschiede zwischen Mann und Frau unterhält: InterviewsBücher

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