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Interview: Thomas Lojek und Alex Robinson – Liebe, Nerds, Alpha-Männer

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Interview: Thomas Lojek und Alex Robinson – Liebe, Nerds und Alpha-Männer

In diesem Interview spricht Thomas Lojek mit dem amerikanischen Bestseller-Autor Alex Robinson über den Widerspruch von Liebe und Perfektion, über Musen, Alpha-Männchen und darüber, warum heute die beste Zeit ist, ein Nerd zu sein und trotzdem glücklich mit Frauen zu werden.

Alex Robinson

Alex Robinson

Alex Robinson hat als Autor von sehr erfolgreichen Graphic Novels in den letzten Jahren neue Standards gesetzt, was an Charakterisierung und Erzählweise innerhalb dieser Erzählgattung möglich ist. Kritiker haben ihn als den Robert Altman der Graphic Novels bezeichnet: Seine Bücher zeigen komplexe Figuren in äußerst realistischen Beziehungen und verwoben mit vielschichtigen Erzählsträngen.

Entsprechend sind seine Veröffentlichungen Bestseller und Alex Robinson hat für seine Werke alle relevanten Preise für das Genre der Graphic Novels erhalten: Eisner Award, Harvey Award, Ignatz Award und den französischen Prix du Premier Album Award. Er ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in New York.

Thomas Lojek ist der Autor von Gebrauchsanleitung Mann, Das geheime Muster der Liebe – Warum glückliche Beziehungen kein Zufall sind, Einen Mann emotional dauerhaft binden.

Gute Bücher, liebenswerte Charaktere und das Geheimnis der Liebe

Thomas Lojek: Der Aspekt, der mich am meisten in deiner Arbeit beeindruckt, ist, dass man deine Figuren als Leser so sehr ins Herz schließt. Sie haben alle seltsame Eigenheiten, sind voller Selbstzweifel und kämpfen zutiefst damit, dass sie als menschliche Wesen nicht perfekt sind.

Und genau deswegen gehen sie auf die Suche nach Beziehungen – um etwas für ihr Leben zu finden, das es vollkommener und stabiler machen soll. Und natürlich scheitern sie an dieser Absicht, da nicht-perfekte Wesen nun mal nicht-perfekte Beziehungen formen.

alex-robinson-box-office-poisonSiehst du eine Verbindung zwischen diesem persönlichen Kampf mit der Tatsache, dass man als Mensch generell unvollkommen ist, und der Erfahrung, die man als Leser deiner Bücher empfindet, wenn man anfängt, deine Figuren aus genau diesem Grund ins Herz zu schließen – eben weil sie als menschliche Wesen nicht perfekt sind?

Wie sehr denkst du, ist dieser persönliche Kampf, als Mensch nicht perfekt zu sein, mit dem Punkt verwoben, an dem wir im Grunde anfangen, füreinander wichtig zu werden und über den am Ende die Erfahrung entsteht, die wir Liebe nennen?

Alex Robinson: Ich habe bisher noch nie einen Charakter bewusst auf genau diesen Aspekt hin angelegt oder geschrieben. Aber ich sehe auf jeden Fall den Zusammenhang. Was ich unbedingt erreichen will, wenn ich eine Figur schreibe: Der Charakter soll so rund wie nur irgendwie möglich ausfallen. Das bedeutet: Er ist nie nur gut oder nur schlecht. Jeder Mensch ist doch im Grunde davon überzeugt, dass er grundsätzlich im Rahmen seiner Möglichkeiten handelt. Und die meisten Menschen würden sich sicherlich eher als „gut“ beschreiben – oder zumindest als eine Person mit den besten Absichten.

Wenn man als Autor einige Jahre mit dem Schreiben eines Buches verbringt, dann betrachtet man irgendwann zwangsläufig jede Situation im Buch aus der Sicht des jeweiligen Charakters: „Warum tut er gerade genau das, was er tut?“

Vielleicht ist es mit der Liebe ein ganz ähnlicher Vorgang: Man lässt sich nach und nach auf einen Menschen ein, bis man die Ebene erreicht hat, dass man sich in ihn einfühlen kann – und zwar auch in seine Schwächen. Und er tut dann irgendwann genau das Gleiche aus seiner Position heraus.

Über Alpha-Männer und die Vorteile auf der Nerd-Seite des Lebens

Thomas Lojek: Ein interessanter Aspekt an den Männer-Figuren in deinen Büchern ist, dass sie alle so gar nicht dem aktuell angesagten Lifestyle-Trend entsprechen, dass man als Mann ein „Alpha-Männchen“ sein muss, um durchs Leben – und vor allem an die Frauen – zu kommen. Die Männer in deinen Büchern stolpern eher durchs Leben und darüber eben hin und wieder auch mal über eine Frau.

alex-robinson-tricked-t-l-blogSelbst eine Figur wie Ray Beam aus deinen Buch „Tricked“: Ray ist zwar schon mal etwas mehr „cocky“, weil er als Rockstar gewohnt ist, dass sich ihm die Frauen an den Hals werfen – und trotzdem ist er doch im Kern ein vornehmlich phlegmatischer Charakter, dem die Dinge mehr zustoßen, als dass er sie wirklich beherzt und kraftvoll anschiebt.

Wie siehst du diesen modernen Trend rund um die Vorstellung vom „Alpha-Mann“? Kann man als Mann im Leben und mit den Frauen auch dann zurechtkommen, wenn man nicht das Rudel anführt und in jeder Situation souverän mit maximalem männlichen Selbstbewusstsein ausgestattet ist?

Oder muss man als Mann schleunigst zusehen, dass man auf die „Alpha-Seite“ des Lebens kommt, um am Ende nicht leer auszugehen?

Alex Robinson: Vermutlich tendiere ich dazu, meine Männer-Figuren so anzulegen, weil ich im wirklichen Leben ähnlich bin. Ich denke, diese ganze Faszination rund um die Vorstellung vom „Alpha-Männchen“ ist so alt, wie die Menschheit selbst. Wahrscheinlich sogar noch älter, weil wir diese Zusammenhänge in vielen Gattungen von sozial lebenden Primaten beobachten können.

Und auf eine gewisse Weise stimmt es natürlich: Proaktive Leute erreichen tendenziell viel eher, was sie wollen. Oder sie kommen zumindest schneller voran als die scheuen und passiven Seelen. Trotzdem: Wir leben heute wahrscheinlich in den besten Zeiten, die es für„Beta-Männchen“ jemals gegeben hat!

Die Nerd-Kultur ist weltweit auf dem Siegeszug. Die physischen Anforderungen des Lebens sinken ständig. Der Feminismus hat den Männern den Druck genommen, unbedingt der Ernährer für eine Familie sein zu müssen. Und man muss als Mann auch nicht mehr unbedingt derjenige sein, der die Frau nach dem Date fragt. Nur um mal einige Aspekte zu nennen.

Alex "Alpha" Robinson

Alex “Alpha” Robinson

Dieses unerschütterliche Selbstvertrauen der Alpha-Männchen zu haben, ist sicherlich eine großartige Sache – aber es ist heute nicht mehr essenziell unersetzlich. Wenn man genauer hinschaut, kann dessen Ausbleiben durchaus auch zu interessanten Erfahrungen führen, auch wenn man diese vielleicht nicht sofort als positiv einordnen würde.

Ich habe zudem meine Zweifel, dass jemand einfach so auf die „Alpha-Männchen“-Seite des Lebens wechseln kann. Die ganzen reichen Autoren, die ihr Geld mit entsprechenden Selbsthilfebüchern verdienen, werden sicherlich anderer Meinung sein, aber je älter ich werde, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass sich Menschen nicht mehr wirklich verändern, sobald sie erst einmal erwachsen geworden sind. Und ein Beta-Männchen oder Beta-Weibchen zu sein, bedeutet nicht zwangsläufig zu einem unerfüllten, einsamen Leben verdammt zu sein. Ich selbst bin der lebende Beweis dafür!

Erwachsenwerden und die Frage: “Ab wann sind Männer wirklich cool?!

Thomas Lojek: Das ist doch mal eine hoffnungsvolle Botschaft für alle gestressten Beta-Männchen. Nehmen wir doch mal deinen Charakter „Robert“ aus „Too cool to be forgotten“ – er bekommt ja genau die Chance, von der du sprichst: sich als Erwachsener zu verändern.

Er bekommt die Chance, die Zeit zurückzudrehen und wesentliche Veränderungen in Gang zu setzen, das Spiel noch einmal neu abzuwickeln. Und für ein paar Stunden klappt es tatsächlich – auch mal für den passiven Außenseiter: mit den Mädchen, mit den Partys, mit ein bisschen Coolness.

alex-robinson-too-cool-excerpt-tl-blogAber die Antwort für sein Leben als Erwachsener findet er am Ende trotzdem eher in einem dunklen Seitenraum des Lebens, in einem Moment der Menschlichkeit in verletzlicher Nähe und gegenseitiger Vergebung.

Kann es sein, dass dieses Bedürfnis nach „Coolness“ – von der Alpha-Vorstellung bis zum ständigen Streben nach Perfektion – uns zu viel nimmt vom eigentlichen Leben?

Diese kleinen Momente, in denen Nähe ganz real wird, weil eben nichts perfekt ist im Leben. Und dass Erwachsene deswegen eher bekümmert oder ratlos auf ihr Leben zurückschauen, weil es sich dadurch am Ende “unfertig”… “ungelebt” anfühlt?

Alex Robinson: Ich vermute, dass jeder auf seine Weise mit dem Erwachsenwerden und diesen ganzen Vorgängen im Leben zu kämpfen hat.

Als Kind oder Jugendlicher hat man eigentlich nur so eine Grundahnung, wie das Leben sein sollte – aber das Leben verlangt dann später eigentlich ein ständiges Improvisieren von uns. Und es verläuft viel, viel schneller als man sich das ursprünglich vorgestellt hatte.

Ich denke, letztendlich bedeutet „cool“ zu sein, dass man nicht zu viel darauf gibt, was die anderen Leute denken. Je früher man das begreift, desto weniger läuft man falschen Vorstellungen hinterher und desto mehr Energie hat man für die wirklich wichtigen Bereiche des Lebens.

Künstler zwischen Musen, Verführungstricks und Dumbos magischer Feder!

Thomas Lojek: Eine Frage, die mich als Künstler selbst immer wieder beschäftigt: Wie eng sind Frauen mit dem verwoben, was wir als Künstler tun? Welchen Einfluss hat die Anwesenheit der Frauen in unseren Leben auf den Fluss von Kreativität und Schaffenskraft? Braucht ein Künstler seine Muse – so wie Ray Beam in „Tricked“? Oder ist das eben nur ein „Trick“ und wir Künstler sind selbst dafür verantwortlich, ob unsere Kunst einen besonderen Funken in sich trägt. Oder muss den eine Frau einhauchen?

Alex Robinson: Nein. Ich denke, jeder Künstler ist auf seine Weise getrieben von ganz unterschiedlichen Leidenschaften und völlig unterschiedlichen Quellen der Inspiration.

alex-robinson-tricked-museIch denke nicht, dass man als Künstler zwangsläufig eine weibliche Muse braucht. Was ist zum Beispiel mit weiblichen Künstlern? Oder mit homosexuellen Künstlern?

Ich habe eher die Vermutung, dass diese ganze Sache mit der „Muse“ in erster Linie von männlichen heterosexuellen Künstlern erfunden wurde, um Frauen ins Bett zu bekommen.

Als ich als Autor Ray in „Tricked“ seine Muse Lily gegeben habe, war ich persönlich gar nicht so wirklich davon überzeugt, dass sie wirklich seine Muse ist. Aber er als Figur war innerhalb der Handlung davon überzeugt.

Vielleicht ist es eine Art Placebo-Effekt. Vielleicht hängen einige Künstler darüber dann auch von einer äußeren Person ab, die ihnen Inspiration liefern muss. Ich persönlich glaube, dass all das von innen kommt. So ähnlich wie bei Dumbo und seiner „magischen Feder“!

Informationen zu Alex Robinson

Zur offiziellen Homepage von Alex Robinson

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